Als Trainer*in oder Online-Trainer*in negatives Feedback bekommen - und dann?!

Über dieses Thema spreche ich immer wieder mit Kolleg*innen.
Sehr spannend was ein solches negatives Feedback mit uns als Trainer*in macht.
Und auch ab wann wir ein solches Feedback, sprich ab welcher "Schulnote" eine Einstufung bereits als negativ empfunden wird.
Was ist negatives Feedback?
Einige Trainer*innen meinen, dass Auftraggeber*innen ja oft bereits reagieren, wenn die Bewertung schlechter als 1,8 bis 2 ist.
Ein anderes Beispiel, welches immer mal wieder genannt wird, ist, dass manche Auftraggeber*innen auch gerade solchen guten Bewertungen von Trainer*innen nicht trauen.
Frei nach dem Motto: "Der/die war wohl nur nett zu den Teilnehmenden".

Damit stellen sich also verschiedenste Fragen:
- Ab wann ist ein Feedback tatsächlich negativ?
- Was ist die (mögliche) Konsequenz aus solch einem negativen Feedback?
Auch Trainer*innen sind ja bekanntlich Menschen - und daher werden auch wir lieber gelobt als kritisiert.
Negatives Feedback trifft!
Negative Rückmeldungen treffen - das ist nunmal so.
Um eine solches Feedback konstruktiv aufarbeiten zu können, ist es daher sinnvoll eine Art Strategie zu haben.
Wie wäre es mit folgenden ersten Plan:
- Wer hat kritisiert? Der/die Auftraggeber*in? Die gesamte Gruppe? Einzelne Teilnehmende?
- Was konkret wurde kritisiert? Die Inhalte? Der Ablauf? Die Person des Trainers?
Daraus ergeben sich dann Grundlagen, die weiter verarbeitet können.
- Ist die Kritik berechtigt?
- Können die kritisierten Punkte von dem/der Trainer*in beeinflusst werden? Wie? Mit welchem Aufwand?
Gerade als Online-Trainer*in steht man dann noch vor der besonderen Situation, dass sich Teilnehmende gut hinter dem Computer verstecken können und dass mit dem Abstand und der Anonymität des Internets Kritik oft schnell bei der Hand ist.
Analyse Fremdperspektive
Eigentlich sollten wir als Trainer*innen-Profis bereits im Vorfeld eine Strategie bzw. einen Plan haben, wie wir mit negativen Rückmeldungen umgehen sollen/werden/müssen.
Denn schließlich ist es doch fast vorprogrammiert, dass nicht immer alle zufrieden sein werden, oder?!
Bei einem negativen/kritischen Feedback zu unserer Arbeit sollten wir also, am Besten erstmal tief durchatmen!

- Ich empfehle dir das erhaltene schriftliche Feedback zuerst noch einmal schließen und erst nach frühestens einer Stunde, besser noch erst am nächsten Tag wieder zu öffnen.
Das hat nichts mit ausweichen zu tun - sondern damit erstmal runter zu kommen und wieder denken zu können. - Genau - Wort für Wort - lesen:
- Was steht da ganz genau?
- Gibt es konkrete Punkte? Wurden Beispiele genannt? Bestimmte Punkte angesprochen?
- Wurde eine "Benotung" vergeben? Wie lässt sich diese Benotung in Worten ausdrücken? Sprich ist es ein z.B. ein "zufriedenstellend"?
- Wurden Verbesserungsansätze genannt?
- Wer genau hat diese Rückmeldung abgegeben?
- War es der/die Auftraggeber*in?
- Eine teilnehmende Person?
- Mehrere Teilnehmende?
- Ein/e Kollege/in?
- Die Sekretärin? Die IT?
- Was genau wurde angemerkt/kritisiert/negativ angesprochen?
- Die Organisation/ der Ablauf der Veranstaltung? Die Ausstattung des Seminar/Webinarrahmens?
- Die Inhalte? Art? Umfang? Aufbereitung?
- Die zeitlichen Rahmenbedingungen?
- Die Methodik der Vermittlung?
- Der/die Trainer*in als Person?
Bist du so weit mit deiner Analyse gekommen, dann siehst du meist schon viel klarer.
So manche Kritik hat sich jetzt bereits aufgelöst, weil sie unbegründet und unkonkret war.
Lass uns nun noch betrachten, wie du als Trainer*in jetzt weiter vorgehen kann.
Denn, denk immer daran: "In jeder Kritik steckt ein Körnchen Wahrheit!" - und damit eine Möglichkeit zu lernen und sich zu verbessern.
Dazu ist es wichtig zunächst zusammen zu fassen - was ist die Zusammenfassung der Analyse, die du aus der Kritik/dem negativen Feedback ziehen kannst?
Analyse Eigenperspektive

Bring eine weitere Sichtweise, nämlich deine dazu, fass also die Situation aus deiner eigenen Perspektive erst noch einmal zusammen:
- Mein eigener Eindruck zum "betroffenen" Webinar/Seminar?
- Besondere Auffälligkeiten?
- Wichtige Punkte im Vorfeld?
- Bemerkenswertes?
- Sonstige Anmerkungen
Nun liegen dir also zwei Analysen/Einschätzungen vor:
- Passen diese zusammen?
- Wie?
- Wo passen diese nicht?
- War die Kritik berechtigt? Aus wessen Sicht?
Und vor allem:
Welchen Einfluss konntest du als Trainer*in auf die "kritisierten" Punkte tatsächlich nehmen?
Genau darum geht es bei der Überlegung und Formulierung deiner weiteren Schritte:
- Sofern die Kritik berechtigt und nachvollziehbar war - hattest du als Online-Trainer*in/Trainer*in Einfluss auf die angemerkten Punkte?
- Sofern ja: Wäre eine Veränderung/Anpassung möglich?
- Und wieder, sofern ja: Sind Veränderungen/Anpassungen mit angemessenem Aufwand machbar?
- Und erneut, sofern ja: Wie ist diese Veränderung/Anpassung machbar (ggf. in Teilschritten)?
Learnings aus Negativem Feedback

Also - wir als Online-Trainer*in/Trainer*in sollten uns erhaltene Kritik genau anschauen - und ggf. erstmal eine Nacht darüber schlafen, bevor wir unseren Selbstwert schmälern oder hektisch unsere Unterlagen überarbeiten.
- Analysiere zunächst kritisch das erhaltene Feedback.
- Prüfe die eigenen Erinnerungen an die betroffene Situation.
- Kläre, inwieweit du tatsächlich einen Einfluss gehabt hast, hättest haben können.
- Denk darüber nach, dir ggf. Unterstützung für diese Überlegungen zu suchen (z.B. durch einen Coach, Supervisior, einen Peeraustausch o.ä.)
Und trotz allem, sollten wir immer offen und bereit sein uns weiter zu entwickeln.