Klare Anweisungen an die Teilnehmenden machen virtuelle Veranstaltungen für alle leichter.
Verbunden sein, sollte das Ganze dann noch damit, dass du als Trainer*in genau vorgibst, auf welchem Weg die Antwort deiner Teilnehmenden erfolgen soll!
Doch lass uns am Anfang beginnen ...
Anfangen möchte ich mit einer kleinen Geschichte und damit mit dem Warum es wichtig ist mit klaren Aussagen und eben auch Anweisungen im virtuellen Raum zu agieren.
Ganz wichtig - es geht mir beim Wort Anweisungen nicht um "Befehle", sondern darum, dass klar wird, welche Reaktion und eben auch Rückmeldung ich als E-Trainerin von meinen Teilnehmenden gerne hätte.
Stell dir also zum Einstieg nun folgendes vor:
Ich habe als Trainerin in ein Thema eingeführt und möchte nun im nächsten Abschnitt wissen, welche Vorkenntnisse die Teilnehmenden dazu schon haben. Welche Aspekte zum Thema dem bzw. der Einzelnen wichtig sind, wo es Vorbehalte gibt. Ob und wo Lücken vorhanden sind und welche dringenden Fragen bei Einzelnen vorhanden sind.
Dazu habe ich mir ein paar Fragen überlegt, die ich nun über das Mikrofon stellen will.
***Einschub***
Achja, mit der Gruppe, es sind in meinem Beispiel 12 Personen, habe ich bereits eine Runde am Mikrofon zum Soundcheck und zum Ankommen gemacht.
Grundsätzlich sind die 12 Personen jedoch überwiegend zum ersten Mal in einem virtuellen 2D Raum.
***Einschub-Ende***
Ich schaue also auf meinen Zettel, dann in die Webcam und stelle meine erste Frage über das Mikrofon, nämlich "Wer von Ihnen hat nun schon Vorerfahrungen zu diesem Thema?"
Was meinst du was passieren wird?......
Ich warte also und lausche .....
Und ganz genau - vermutlich wird zuerst mal gar nichts passieren.
Vielleicht und wenn ich sehr viel Glück habe, erscheint noch eine Meldung im Textchat. Und dass nichts passiert liegt vielleicht gar nicht daran, dass die Teilnehmenden nicht antworten wollen... doch dazu später mehr.
Ok - lass mich das Beispiel variieren.
Ich lasse alle beschriebenen Aspekte gleich, außer - und das ist nun wichtig - die Teilnehmenden haben bereits einiges an Erfahrung in virtuellen Räumen.
Wiederum habe ich also auf meinen Zettel geschaut, dann in die Webcam und meine erste Frage über das Mikrofon, "Wer von Ihnen hat nun schon Vorerfahrungen zu diesem Thema?" gestellt.
Was meinst du wird nun passieren?...
Vermutlich auch erst einmal gar nichts... sondern nur Stille und Leere... und das ist vielleicht erstmal gar nicht so schlecht, besonders wenn z.B. die bzw. der E-Trainer*in noch - ich nenne es mal "Neu" - im Geschäft ist.
Denn andernfalls, immerhin haben in meinem Beispiel die Teilnehmenden ja bereits einige Erfahrung in virtuellen Umgebungen und sind sich damit natürlich auch der Möglichkeiten für eine Rückmeldung bewusst.
Es könnte also - und das ist auch meine Erfahrung, bei unklaren Anweisungen durch die/den E-Trainer*in auch wahrscheinlicher, folgendes passieren:
Kannst du dir dieses Kuddelmuddel vorstellen? Und vor allem, wohin soll ein*e E-Trainer*in nun zuerst schauen, auf was zuerst reagieren, wie das Ganze wieder in den Griff bekommen?
Mit dieser Einleitung konnte ich hoffentlich deutlich machen, warum klare Anweisungen an die Teilnehmenden virtuelle Veranstaltungen für alle leichter machen.
Damit komme ich zu meiner Aussage und dem Grundsatz, den ich versuche an all die von mir ausgebildeten E-Trainer*innen weiter zu geben: Sag immer genau: Wer macht wann, was bzw. auf welchem Weg!
Und genau das möchte ich nun näher mit dir anschauen:
Fangen wir mit dem Wer in meiner Aussage an.
Ich mache also ganz deutlich Wer etwas tun soll, nämlich z.B. - alle.
Also eben z.B. so wie in meiner Geschichte oben: "Wer von Ihnen hat nun schon Vorerfahrungen zu diesem Thema?"
Ist die Gruppe nun größer als 12 Personen, sind also beispielsweise 50 Teilnehmende dabei, dann muss ich vielleicht die Antworten strukturieren, damit ich alle auch wahrnehmen kann.
Meine Frage könnte dann - mit dem Fokus auf das Wer lauten: "Ich bitte Sie nun in Gruppen zu antworten... zuerst von den Personen, deren Nachname mit A bis G beginnt: Wer von Ihnen hat nun schon Vorerfahrungen zu diesem Thema?"
Beim Wer kann ich natürlich mit den Möglichkeiten des virtuellen Raumes und je nachdem welches Tool ich nutzen möchte auch fragen:
Du merkst es, allein hier beim "Wer" muss mir bereits bewusst sein, worauf ich hinauswill, wie ich wen fragen will, welche Reaktion bzw. Rückmeldung ich gerne hätte und über welches Tool im virtuellen Raum ich dies durchführen will.
Beispiele dazu kommen dann noch ganz am Ende.
Kommen wir zuerst zu meinem zweiten Punkt in der Aussage: nämlich dem Wann ...
also Wer macht wann...
Das Wann kann wiederum von verschiedenen Faktoren abhängen, z.B. von der Gruppengröße.
Stell dir vor ich stelle eine Frage und alle 50 anwesenden Personen schreiben gleichzeitig etwas in den Textchat.
Genau - dieser "rast" nach oben, und alle haben meist gar nichts gelesen. Von einem tatsächlich wahrnehmen kann dann gar keine Rede mehr sein.
Habe ich nun eventuell eine Wissenfrage gestellt und die schnellsten Teilnehmenden haben bereits richtig geantwortet, dann kommt von den restlichen Personen im Raum gar nichts mehr.
Der größere Teil der Gruppe verlässt sich nach einer solchen Erfahrung im weiteren Verlauf meist darauf, dass es schon ein paar schnelle geben wird, die mit dem "Lehrer spielen". Sie lehnen sich also zurück, können sich berieseln lassen - und das das völlig ok ist ist, niemanden interessiert und auch nicht auffällt.
Beim Wann kommt es also z.B. darauf an:
Also beim Wann - will ich die Antwort gleich? Verzögert? Strukturiert? Wer soll wann...
Auch dazu dann Beispiele am Ende.
Lass mich zuerst noch was zum dritten Aspekt, dem was bzw.. auf welchem Weg kommen.
Mit dem "was bzw. auf welchem Weg" sind wir nun bei dem jeweiligen virtuellen Raum angekommen.
Du musst dazu also wissen:
Also welche Tools gibt es in deinem virtuellen Räumen, die sich beispielsweise für alle anbieten?
Oder die sich für eine personalisierte oder eine anonyme Beantwortung eignen?
Und welche Tools lassen sich, wie einfach auch von ungeübten Teilnehmenden nutzen?
Du merkst - für das was bzw. auf welchem Weg ist es sehr wichtig, dass du dich in deinem virtuellen Raum wirklich auskennst, geübt bist, du didaktisch weißt wohin du willst und dir methodisch auch mögliche Varianten bewusst sind, beispielsweise, wenn das Mikrofon bei einzelnen Teilnehmenden nicht funktioniert oder dir wichtig ist, dass du eine Rückmeldung von allen erhältst.
Damit lasse ich diesen Punkt nun erstmal so stehen.
Bevor ich nun zu den schon mehrfach versprochenen Beispielen komme, möchte ich dir gerne noch zwei wichtige Tipps mitgeben, der das "Wer macht wann, was bzw. auf welchem Weg!" noch ein bisschen komfortabler und variabler macht.
Tipp 1:
Überleg dir bereits während du deine Inhalte entwirfst, Wer eben wann, was bzw. auf welchem Weg machen soll - und schreib den Weg auf deine Folie mit drauf.
Da steht dann beispielsweise auf Ihrer Fragefolie: "Wer von Ihnen hat nun schon Vorerfahrungen zu diesem Thema?" und darunter steht: "Bitte antworten Sie über die Feedback- bzw. Status Buttons"
Oder zu der Frage: "Was ist Ihr wichtigster Punkt zum Thema?" und darunter steht: "Bitte schreiben Sie in den Textchat."
Also - nutze deine Folien, um sowohl deinen Teilnehmenden, als auch dir selbst zu helfen, was auf welchem Weg passieren soll.
Tipp 2
Und da wird es immer spannend, wenn ich den Weg variiere.
Also wenn auf der Folie steht "bitte in den Textchat" - und ich habe beispielsweise bemerkt, dass immer nur einige wenige antworten - dann variiere ich, baue vielleicht eine Umfrage vorher ein und lasse dann erst die einen und dann die anderen in den Textchat schreiben.
Damit sind wir nun mit der Vorgehensweise inklusive möglicher Variationen bei den versprochenen Beispielen angekommen.
Beispiel 1
Eine Gruppe von 12 Personen, ungeübt im virtuellen Raum, noch nicht richtig warm gelaufen fürs Mikrofon - und die erste thematische Frage. Hier wähle ich oft folgende Vorgehensweise:
Mit dieser Variation sowohl der Methoden, als auch der Tools im virtuellen Raum, kann ich meist alle abholen - mir fällt dann beispielsweise auch auf, ob sich jemand ganz raushält - und ich kann bei Bedarf nachfragen.
Beispiel 2
Eine geübte Gruppe von 25 Personen kommt aus der Gruppenarbeit, mit je 5 Personen zurück und die Ergebnisse sollen nun im Plenum vorgestellt werden.
Wie immer drängeln sich meist alle - eben nicht nach vorne - um anzufangen.
Also gibt es eine Vorgehensweise inklusive Reihenfolge auf meiner Folie. Und wie genau nun diese Vorgehensweise ablaufen soll, stelle ich dann kurz vor.
Beispielsweise muss Gruppe 2 anfangen - eine Person der Gruppe stellt vor, was sie sich notiert hat. Dann ergänzen die restlichen Gruppenmitglieder der Gruppe 2 im Textchat und im dritten Schritt können alle restlichen Teilnehmenden im Textchat ergänzen, bzw. sich mit einer Wortmeldung einbringen.
Ich hoffe, dass ich verdeutlichen konnte, warum, wo und wie du es dir und deinen Teilnehmenden mit klaren Anweisungen in virtuellen Veranstaltungen leichter machen kannst.
Ich wünsche dir viel Erfolg!
arise Coaching & Tutoring - Anja Röck
Schwalbenweg 14/2, 75382 Althengstett